
Descripción de Lebend'ger Fisch 6v5z49
[Fischer] Weit weg von hier, im kalten Norden, an der Küste Westgrönlands, schwimmt ein junger Lachs durch die Tiefen des Atlantik. Er fühlt sich wohl da. Das ist sein Zuhause. Hier findet er alles, was er zum Leben braucht. [] Geboren ist er hier nicht. Erst eine weite Reise hat ihn hierher gebracht. Und nächstes Jahr (wenn ihn vorher niemand gefischt hat), wird er sich wieder auf die Reise machen. Tausende Kilometer weit. Mit erstaunlicher Präzision wird er genau dahin zurückkehren, wo er einst geboren wurde: In den Oberrhein, irgendwo zwischen Basel und Freiburg. Also hier bei uns, in Süddeutschland. [] Dann – eines Tages, wenn das Wasser wärmer wird und etwas in seinem Inneren erwacht – dreht der junge Lachs um. Ein unsichtbarer Ruf zieht ihn heimwärts. Er verlässt die endlose Weite des Nordatlantiks, verlässt die kühlen Strömungen vor Grönland und macht sich auf den langen Weg zurück nach Europa--ein echtes Abenteuer. Hunderte Kilometer durch offenes Meer, gegen Strömungen, vorbei an hungrigen Raubfischen, an Schiffsschrauben, durch Sturm und hohe Wellen und schließlich: den Rhein hinauf. Kilometer um Kilometer gegen die starke Strömung. Das Wasser drückt ihn immer wieder zurück. Der Lachs springt, er schüttelt sich durch Stromschnellen. Er meistert Hindernisse, die für viele andere Fische unüberwindbar wären. Manchmal muss er sogar kleine Wasserfälle und Wehre überwinden – und jedes Mal wächst die Anstrengung. [] Über 10 Meter Höhenunterschied sind es an der Rheinsperre im Gambsheim. Beim Aufstauen des Rheins hat man dort eine der größten Fischtreppen in Europa gebaut. Durch die Fenster im Besucherzentrum kann man den Fischen bei ihrer unglaublichen Leistung zuschauen: Das Wasser rauscht, die Strömung ist stark. Aber der Lachs kämpft sich nach oben. Es sind die letzten Meter auf seiner langen Reise durch halb Europa. Nach Hause. [Holweger] Auf seinem weiten Weg sind dem Lachs viele andere Fische begegnet. Die meisten von ihnen waren nicht auf der Reise. Sie lebten befreit im offenen Meer oder beschaulich in einer ruhigen Seitenbucht des Rheins. Manche von ihnen schwammen auch schon größere Strecken. Während der junge Lachs sich jedenfalls gegen die Strömung aufwärts kämpfte, gibt es deutlich angenehmere Arten zu reisen: Wer lieber flussabwärts will, braucht sich eigentlich nur treiben lassen. Wer mit dem Strom schwimmt, muss sich kaum anstrengen. Nur wer gegen den Strom will, braucht Mut und Kraft. [] Liebe Konfis, ihr habt euch für heute den Fisch als Thema gewählt. Den alten Jungscharschlager, den viele von euch noch gar nicht kannten, haben wir dazu gelegt: "Sei ein lebendiger Fisch". Denn das ist es, was wir euch für eure Zukunft wünschen: eine Lebensreise, die euch zum Ziel führt. Leider kann euch jeder hier, der schon ein Stück dieser Reise hinter sich hat, bezeugen, dass das auch nicht immer einfach ist. Dass es da oft große Strömungswiderstände gibt: Dinge, die dich in ihren Sog ziehen wollen. Die dich aus der Bahn bringen wollen. Die es schwer machen, die gerade Linie zum Ziel weiter zu verfolgen. Hier ist es nicht Wasser, mit dem du zu kämpfen hast. Es ist vielleicht der Druck der Gruppe, der Mehrheit um dich herum, die dich mitziehen will. Die Sorge, ausgelacht oder ausgeschlossen zu sein. Die Rückschläge, die drohen, wenn du nicht auf Linie bist. Manchmal wird der Druck auch sehr sichtbar ausgeübt. Du wirst ausgegrenzt oder gemobbt, man droht dir, wenn du nicht spurst. [Fischer] Es ist nicht leicht, gegen den Strom zu schwimmen. Aber das ist genau das, was unsere Welt gerade ganz dringend braucht: Menschen, die sich nicht mitziehen lassen, bei dem Spiel "wir gegen die". Die nicht mitmachen bei der Gerüchteküche von Fake News, auch wenn sie noch so faszinierend daherkommt. Die sich nicht verleiten lassen von der Suche nach Sündenböcken, egal welcher Hautfarbe, Nationalität oder Sexualität. Auch dann nicht, wenn sie mit hochglänzenden Influencer:innen in perfekt gestylten TicToc-Videos viral geht. Menschen, die festhalten an Werten und Prinzipien, die nicht mehr selbstverständlich sind, wie "Man lässt keine Menschen ertrinken." Oder: "Jeder Mensch ist im Bild Gottes geschaffen und unendlich viel wert." Oder: "Gott liebt alle Menschen." Die nicht mit einstimmen in das ach so logisch klingende "Zuerst-an-sich-selbst-Denken", sondern beharrlich weiterschwimmen im "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." [Holweger] Liebe Konfis, ihr habt euch den Fisch ausgesucht für eure Konfirmation, und dieser Fisch ist Programm, Unterstützung und Ziel in einem. Weil der Fisch ja weit über sich selbst hinausweist. Ihr habt ihn euch ausgesucht, nachdem wir euch erzählt haben vom Fisch als dem uralten Erkennungszeichen der Christ:innen, aus Tagen von Verfolgung und Not, als die Eingeweihten sich am Fischsymbol erkannten, der für ein Bekenntnis stand. Ein Glaubensbekenntnis. Für das, wozu ihr heute euer "Ja" sagt. Und der Fisch steht für noch mehr: Die Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch, ICHTHYS -- das habt ihr von uns gelernt -- bilden für die, die Bescheid wissen, einen ganzen Satz. Sie verweisen auf eine Person: "Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter". [] Programm. Unterstützung. Und Ziel. [Fischer] Programm deshalb, weil Jesus, der Christus, uns vorlebt, wie das mit dem "lebend'gen Fisch" geht. Wenn Gott an Christus sichtbar wird, dann ist er ein Gegen-den-Strom-Schwimmer wie kein anderer. Schaut ihn doch an: Er bleibt nicht nur nett in einer häufig feindseligen Umgebung. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Er geht noch viel weiter: "Liebt eure Feinde. Segnet, die euch fluchen." Das ist radikal gegen den Strom. Und er belässt es nicht bei Worten. "Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde", sagt er -- und tut's im nächsten Moment. Er stirbt. Für seine Freunde. Für uns. Das, ihr Lieben, ist gegen den Strom! Aber das ist ja noch gar nicht alles. Der, der am Kreuz noch für seine Widersacher betet -- "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" -- der lässt sich auch vom Tod nicht überwältigen. Da wo der Widerstand am allergrößten wird, wo die Strömung das Leben selbst wegreißt, da stemmt sich Gott mit Macht gegen die Flut. Aus dem tosenden Strudel des Todes, wo alle Hoffnung untergeht, da springt er plötzlich, lebendig und frei: Christus ist auferstanden! Wahrhaftig auferstanden. So haben wir's in der Osternacht miteinander gefeiert. [] Liebe Konfis, ich wünsche, euch, dass ihr nie wieder einen Fisch ansehen könnt, ohne an ihn zu denken: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Nie, ohne euch mitnehmen zu lassen in seine Richtung--in Gottes grenzenlose Liebe für diese ganze Welt. [] Programm. Unterstützung. Und Ziel. [Holweger] Unterstützung deshalb, weil ihr euch im Gegensatz zu unserem kleinen Lachs ja nicht allein gegen die Wellen stemmen müsst. Wir Christ:innen-Fische sind Schwarmtiere. Teil einer Gemeinschaft, die die Welt und die Zeit umspannt. Teil aller derer, die begriffen haben, was Gott in Christus für uns tut. Teil derer, die sich rufen lassen haben, MIT ihm zu schwimmen. Und darin steckt ja das ganze Geheimnis dessen, was uns immer wieder aus dem Strudel reißt: mit ihm. Den er schwimmt ja selbst an eurer Seite. Ihr seid Teil der Gemeinschaft derer, die in der Taufe sein Versprechen gehört haben: Du gehörst zu mir. Ich bin immer bei dir. Und überall. Bis an das Ende der Welt. [] Liebe Konfis, ich wünsche euch, dass ihr nie wieder einen Fisch ansehen könnt, ohne daran erinnert zu werden, dass ihr nicht alleine seid. Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Er ist immer da für euch. [] Programm. Unterstützung. Und Ziel. [Fischer] Ein junger Lachs lässt sich gemütlich treiben. Er hat den weiten Weg hinter sich. Schiffschrauben und Stürme, Wellen und Strudel, Stufen und selbst Gambsheim konnten ihm nichts anhaben. Er ist angekommen. An einer ruhigen Stelle hinter ein paar Steinen, irgendwo in Süddeutschland oder der Schweiz, hat er hunderte von Eiern abgelegt. Auch wenn ein Lachs kein Philosoph ist, weiß er: Das musste so sein. Dazu bin ich hier. [] Unser Ziel sieht anders aus. Unser Ziel ist nicht das, was uns die Werbung als attraktiv vorgaukelt. Unser Ziel ist nicht das, was einflussreiche Menschen uns als Ideal vorgeben. Unser Ziel ist nicht das, was unser Bauchgefühl für richtig hält. Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Er ist uns nicht nur Vorbild und Beistand. Er ist auch das Ziel, zu dem wir unterwegs sind. In ihm haben wir die Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben. In ihm haben wir die Gewissheit auf ein behütetes Sterben. In ihm haben wir die Hoffnung auf Gottes ganze unendliche Geschichte, weit über unsere Vorstellungskraft hinaus. [] Liebe Konfis, ich wünsche euch, dass ihr nie wieder einen Fisch ansehen könnt, ohne diese Hoffnung in euch zu spüren: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Für ihn, mit ihm, zu ihm lohnt es sich zu schwimmen. Auch gegen den Strom. [] Amen. 241t47
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